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Wo ist Papa? Eine Geschichte abseits der Bilderbuchfamilie!

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Mirna Funk lebt seit zwei Jahren mit ihrer Tochter Etta, alleinerziehend und alleinverdienend. Worte sind Mirnas Werkzeug. Und auch wenn sie diese meist leise klackernd eintippt, wird die Autorin (Debütroman“Winternähe“) laut, wenn es um Ungerechtigkeiten und Schieflagen geht, die sie selbst oder ihre Tochter betreffen. Dann brüllt sie diese in die Welt hinaus und trommelt ihr Netzwerk zusammen – gerade geschehen für eine Kickstarter-Kampagne…

Liebe Mirna, du bist Journalistin, Schriftstellerin, PR-Frau, hast dir mit Erwachsenenliteratur einen Namen gemacht. Neuerdings schreibst du ein Kinderbuch. Wie schaffst du das alles im Alltag als alleinerziehende Single-Mom? Wie sieht ein typischer Tag bei Etta und dir aus?

Mirna Funk: Indem ich einfach megakrass strukturiert bin. Sonst ginge das natürlich nicht. Wenn ich zum Beispiel eine Deadline habe, stehe ich 5:30 Uhr auf und schreibe bevor Etta aufwacht noch einen Artikel. Dann wecke ich sie und die Morgenroutine beginnt. Punkt 8:30 Uhr ist sie in ihrer Kita und Punkt 16:30 hole ich sie ab. Am Nachmittag ist dann wieder richtige Quality-time und wenn sie im Bett liegt, arbeite ich nochmal zwei Stunden. Das geht aber auch nur, weil ich liebe, was ich tue.

Wow, das klingt ja wirklich durchorganisiert. Und Bedarf jeder Menge Disziplin. Wir kennen das selbst, wenn auch in abgespeckter Form. Und oftmals funktioniert man einfach nur. Wann genau kam dir im Alltagstrubel die Idee zum Buch? Wo ist bei all der Strukturiertheit Platz für Kreativität? Und wann bleibt Zeit für DICH?

Die Idee zum Buch kam mir in den letzten zwei Jahren. Ich habe den Vater meiner Tochter verlassen und war plötzlich alleinerziehend. Am Anfang fühlte sich das schrecklich an, auch weil man ständig das Gefühl bekam, man ist nicht perfekt oder da fehlt was. Sicherlich sind da auch eigene alte Vorstellungen schuld an diesem Gefühl. Dann traf ich immer mehr Gleichgesinnte. Damit meine ich nicht Alleinerziehende, sondern alle, die in nicht klassischen Familienkonstellationen leben. Ich traf auf einem Panel eine lesbische Frau, die ihre Tochter in einem Co-Parenting-System aufzieht oder ein schwules Paar, das Zwillinge über eine Leihmutter bekommen hat. Da kam mir die Idee zu diesem Buch. Ich dachte, diese Kinder müssen sich unbedingt alle in einem Buch widerspiegeln können und sie sollen gleichzeitig lernen, dass Familie sehr unterschiedlich sein kann.

Struktur ist die Basis meiner Kreativität. Sie ist sozusagen das Fundament, auf dem ich kreativ wirken kann. Das eine bedingt also das andere. Zeit bleibt für mich einmal in der Woche, wenn meine Tochter bei ihrer Oma schläft und ich zehn Stunden lang durchnetflixe.

Die Idee ist klasse! Das habt ihr sicher schon öfter gehört, seit ihr für das Kinderbuch eine Kickstarterkampagne gestartet habt. Vorher scannt man gründlich den Markt. Welche diversen Bücher habt ihr dabei entdeckt? 

Ich habe den Markt für „diverse Kinderliteratur“ vorher gecheckt und was mir sofort auffiel, war quasi die fehlende Pluralität. Heißt: Man findet dann ein Buch, in dem es nur um homosexuelle Eltern geht oder nur um Patchwork oder nur um Alleinerziehende. Was ich nicht gefunden habe, war ein Buch, dass wirklich alle erdenklichen Konstellationen zeigt.

Weil wir plötzlich von „wir“ sprechen. In welchem Moment hast du entschieden, das Buch nicht alleine zu verlegen? Wie kommt die Verbindung zur Illustratorin Maayan Weisstub zu Stande? Hat Sie eine ähnliche Geschichte wie du und Etta?

Maayan Weisstub habe ich genau vor einem Jahr in Tel Aviv kennengelernt. Und ich wusste sofort, ich will mit ihr arbeiten. Sie ist in einer ganz normaler Familie aufgewachsen und hat trotzdem sofort gespürt, das ist, was wir machen müssen. Einfach, weil sie selbst so viele unterschiedliche Familien kennt.

Nenn mal bitte ein, zwei Beispiele für die oben erwähnten nicht-normativen Bücher. Und was liest du Etta für gewöhnlich so vor?

Da gibt es zum Beispiel „Alles Familie“. In dem Buch geht es um Patchwork. Und „Maxime will ein Geschwister“, darin geht es um ein lesbisches Paar. Ich erzähle Etta viele ausgedachte Geschichten und lese ihr aus Büchern vor, die wir geschenkt bekommen oder die ich im Laden gekauft habe.

Wonach wählst du diese Bücher aus? Und worum geht in in eurem Buch?

Ich mag Klassiker wie Alice im Wunderland oder Wo die wilden Kerle wohnen. Aber auch moderne Bücher, in denen Rollenklischees über Bord geworfen werden. Das findet man zum Beispiel in „Her mit den Gefahren“. Bei „Wo ist Papa?“ geht es um eine Löwin namens Lena und ein Löwenmädchen namens Ella. Beide leben zu zweit in Tansania. Ella möchte unbedingt ihren Vater kennenlernen also machen sich beide auf den Weg nach Indien. Da lebt er nämlich. Sie durchqueren 11 Länder und in jedem Land trifft Ella auf eine neue Familienkonstellation. Immer fragt sie: Und wo ist dein Papa? Weil sie glaubt, jeder hat einen außer sie. Und die Tiere antworten dann zum Beispiel: Ich habe zwei Väter oder einen Opa oder zwei Mamas. Und dann erklärt die jeweilige Familie, warum das so ist. An der Stelle erfährt man also mehr über den Hintergrund der jeweiligen Familienkonstellation.

Und wie geht die Geschichte aus?

Das ist eine Überraschung.

Klingt ja stark nach der Geschichte von Etta und dir. Wie stellst du sicher, dass Papas nicht schlecht wegkommen?

Warum sollten sie? Ettas Vater baut gerade die Website für das Buch.

Super, dass ihr so ein gutes Verhältnis habt. War das schon immer so? „Wo ist Papa?“ klingt im Kontext der Geschichte eben auch nach „im Stich gelassen“. Es gibt ja viele Daddys, die gerne und viel Kontakt mit ihren Kindern haben, auch wenn sie mit der Mama nicht (mehr) zusammen leben.

Unser Verhältnis ist nicht gut, sondern komplex. So wie das zwischen Menschen meistens der Fall ist. Insbesondere, wenn man ein Kind hat und nicht mehr zusammen ist. Er hat Etta schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Weil er das nicht möchte. Vor ein paar Tagen hat er sich gemeldet und angeboten eine Übergangsseite zu bauen. Vielleicht ist das der erste Schrift zu einem veränderten Verhältnis. Vielleicht hat das Buch dabei geholfen. Das wird man sehen. In diesem Buch tauchen sehr viele Väter auf. Auch ein alleinerziehender Falken-Vater. Das Buch ist nicht für Single-Mums. Es handelt auch nicht von Single-Mums. Es geht darum, die bunte Familien-Welt zu zeigen, die es auch in der Realität gibt. Deswegen haben wir ja auch eine ganz klassische Mama-Papa-Kind-Familie, die im Buch von Katzen verkörpert wird. Es geht nicht um Ausschluss. Es geht uns um Inklusion.

Gibt es noch weitere Gründe, warum die Leute in euren Kickstarter investieren sollten? Gerade Alleinerziehenden fliegen die Euros ja nicht gerade zu…

Kickstarter funktioniert eigentlich wie eine Vorauszahlung. Heißt, wer 10 Euro gibt, bekommt mit einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne die digitale Version des Buches. Wer 20 Euro einzahlt, bekommt das gedruckte und signierte Buch. Jede Einzahlung bedeutet letztlich, dass man ein Produkt vorab erworben hat und damit das gesamte Projekt realisiert. Wir bezahlen Grafiker, Druckereien, Programmierer, Übersetzer. Jeder kann so viel spenden wie er möchte. Man unterstützt eben ein gutes Projekt. 

Danke Mirna, wir drücken euch fest die Daumen, dass  ihr eurer Ziel von 15.000 Euro erreicht – es sieht ja schon gut aus – und ihr mit den ersten 1000 Exemplaren in Druck gehen könnt.

Mehr Infos zur Kickstarterkampagne zum Buch "Wo ist Papa"

 

Mit den unterstützenden Geldern aus der Kampagne sollen die ersten 1000 Bücher gedruckt werden, darüber hinaus eine Website programmiert, das Lektorat des deutschen Textes, Übersetzungen ins Englische, Französische und Spanische, das Setzen des Textes finanziert sowie Merchandising-Produkte angeschoben werden. Noch bis Donnerstag, 18. Oktober 2018 um 09:00 Uhr habt ihr Gelegenheit, Mirnas und Maayans Kinderbuch über 12 diverse Tierfamilienmit eurer finanziellen Unterstützung zum Leben zu erwecken.

Buch, Poster, Kalender oder Shirt sind als Dankeschön-Pakete für Unterstützer erhältlich.
Buch: 19,95 Euro
Poster: 9,95 Euro
Kalender: 14,95 Euro
Kindershirt, das Etta oben trägt: 19,95 Euro

Sollte das Finanzierungsziel bis zum 18.Oktober erreicht werden, geht das Kinderbuch in Druck. Auslieferungsdatum ist dann Ende November.
Also rechtzeitig für Weihnachten.
Hier geht’s zur Kickstarter-Sammelstelle
für „Wo ist Papa?“.

Weitere Kinderbücher abseits klassischer Normen

Alles Familie
Wir kennen viele Formen des Familienlebens. Aber bisher nicht aus dem Bilderbuch .Hier geht es um Patchworkfamilien in all ihren Formen: die Regenbogen-, die Kinderdorf- und Adoptivfamilie.

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Esst ihr Gras oder Raupen?
Ein Buch über alle möglichen Arten von Familien, übers Streiten und Zuhören.

Wie Lotta geboren wurde
Dieses Büchlein erzählt in einfachen Worten und Bildern, wie Lotta von ihrem Transpapa geboren wurde.

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Das ist nur eine Auswahl. Eines davon bei Amazon eingegeben, bekommt man weiter unten noch viele themenverwandte Bücher vorgeschlagen.

WE ARE FAMILY so lautet der Titel unseres MUMMY MAG Paper 8 und auch der zugehörigen Serie auf dem Blog, in der wir Vielfalt in Sachen Familie vorstellen und damit verkrustete Rollenbildern aufbrechen wollen. Eine Single-Mama, die sich einen Samenspender sucht, ein Kind, das im Co-Parenting lebt und demnächst auch die Geschichte eines Pflegekindes und einer Regenbogenfamilie…

Das alles ist Familie. Und es ist wichtig, dass auch schon Kinder begreifen, dass es mehr gibt als Vater-Mutter-Kind!

Zuletzt laut getrommelt hat Mirna bei ihrem Aufruf in Sachen Ehegattenspiltting beziehungsweise Ehegattensearching auf ZEIT Online. Single-Mom Mirna erklärt, was sie sparen würde, wenn sie verheiratet wäre und sucht deshalb eine*n Ehepartner*in fürs Papier. Madeleine hat Mirnas Rechnung hier mal unter die Lupe genommen. hatte.

Wenn wir alle einen Euro ins Sparschwein geworfen hätten, für jeden Ratschlag, was alles nicht mehr geht, wenn das Kind erst da ist, dann könnten wir uns heute alle mindestens ein Paar Louboutins leisten.
Es kommt immer besser als man denkt. Mirnas erste Kolumne bei uns!


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